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Stuttgarter Zeitung Nr. 169 vom 24.07.04, von Robin Szuttor
Der blumige Wulong schenkt "himmlischen Tau"
Hu Hsiang-Fan aus Burgstetten ist Teemeister - Kräftige Aromen durch das raue Klima auf den Plantagen Nordchinas.
BURGSTETTEN. „Jetzt trinken wir einen Tee, dann fallen Ihnen die richtigen Fragen ein", sagt Hu Hsiang-Fan. Für seine chinesischen Landsleute ist er ein Meister. Er beherrscht die Kunst der Teezeremonie - und weit mehr als das.
Mancherorts in China bevorzugt man Ziegeltee. Dabei wird Teestaub mit Reiswasser als Bindemittel zu Blöcken gepresst. Die Tibeter kochen ihn und geben Salz und Jakbutter hinzu. Die mongolischen Hirten im Grasland Nordchinas trinken Tee, der mit Kuh- oder Schafsmilch zubereitet wird.

Hier, im rauen Klima Nordchinas mit seinen unwirtlichen Wintern, wachsen auch die Teesorten, die sich Hu Hsiang-Fan regelmäßig nach Burgstall (Rems-Murr-Kreis) schicken lässt.

Außer ein paar Seidenraupen, die er züchtet, und den filigranen Malereien an den Wänden lässt in seiner Wohnung zunächst wenig darauf schließen, das hier ein chinesischer Teemeister lebt. Auf einem schmalen Holztisch steht recht unscheinbar eine Auswahl der wohl edelsten Teesorten, die in Deutschland verfügbar sind:

zum Beispiel Jadesprossen, ein Grüntee aus Shandong, wo Chinas nördlichste Plantage liegt. Die Pflanzen werden ringsum mit hohen Zypressen vor den harten Winterstürmen geschützt.
Die Blätter wachsen langsam, werden nicht groß und gewinnen so ihr kräftiges Aroma. 100 Gramm des Tees kosten knapp 20 Euro. Oder die Wolkenspitzen, ein Grüntee aus Anhui, einer Plantage, die mehr als 1200 Meter hoch inmitten eines Naturschutzgebiets liegt. Er duftet erfrischend, grasig. "Der ideale Morgentee", sagt Hu Hsiang-Fan.
Mit einem Holzschäufelchen -einen Tee fasst man nicht mit Händen an -gibt seine Frau Hu Kuo Fang-An feine Jadesprossen in eine Kanne, gießt den Tee mit heißem Wasser auf. Er erzählt dabei von jahrhundertealten chinesischen Landschaftsmalereien, die eigentlich die ersten impressionistischen Bilder gewesen seien; vom chinesischen Schriftzeichen für einen Erleuchteten, das aus den Zahlen eins und zehn gebildet wird.

Einen Erleuchteten zeichnet nicht aus, dass er allein sein Metier beherrscht. Meister ist, wer aus einer Erkenntnis zehn neue schöpft.
Hu Hsiang-Fan ist so etwas wie ein mobiles chinesisches Kulturzentrum. Er hat eine Galerie in Stuttgart, gibt Tai-Chi-Kurse, er hält Teezeremonien, führt Touristen durch China, er hat Bücher über chinesische Körperlehre geschrieben, er verkauft Tee, singt und schreibt Gedichte. "Tee ist Lyrik", sagt er, "Kaffee ist Dramatik."
Nach etwa vier Minuten ist der Tee fertig und wird in eine zweite Kanne gegossen, Frau Hu schenkt nach altem Brauch ein, dann in kleine Tassen aus Perlmuttporzellan gegeben - die Schnupperbecher.

Der Tee riecht schwer und würzig, wie Bohnenkraut. Frau Hu gießt den Tee in eine kleine Schale. Nach zweimaligem Nippen legt sich der Geschmack auf die Zunge und an den Gaumen, es wird pelzig im Mund. Im Vergleich zu diesem Aroma ist der hier übliche grüne Tee ein schales Wässerchen.
Der nächste Tee ist ein halb fermentierter Wulong, ein ganz anderer Charakter. Die Blätter sind groß und dunkel. Er duftet intensiver, aber viel leichter und blumig. Mit ihm kommt der "himmlische Tau". Anders gesagt: er regt den Speichelfluss an. "Der grüne Tee ist ein ungestümes Kind, der Wulong ein Erwachsener", sagt Hu Hsiang-Fan.

Das sei die Kunst des Teemeisters: die Natur eines Tees zur Entfaltung zu bringen. Im Gegensatz zum japanischen Ritual laufe bei der chinesischen Zeremonie niemand Gefahr, ohne Tee Knigge von einem Fauxpas in den anderen zu gleiten.

Je mehr Regeln, desto weniger Freiheit", sagt Hu Hsiang-Fan. Beim Teetrinken zählt Harmonie: nichts tun und doch etwas tun, "wie das Wasser, das nur fließt und fällt, aber viel Energie mit sich trägt".

Wenn es um das Schul- oder Wirtschaftssystem gehe, "können wir vom deutschen Geist nur lernen", sagt Hu Hsiang-Fan. Bei persönlichen Problemen empfiehlt er den chinesischen Weg.


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